Montag, 26. August 2019

CALI- Stadt des Zuckers - Kolumbien / SÜDAMERIKA #8


Es ist soweit! Mein siebenwöchiger Aufenthalt neigt sich dem Ende zu und übermorgen werde ich mich auf den Weg in den Norden des Landes machen. Wie jede Stadt hat Cali sowohl Zuckerseiten, als auch traurige und beängstigende Seiten zu bieten. In diesem Post möchte ich euch meine Erfahrung mit der Stadt Cali näherbringen. Im nächsten Post werde ich euch etwas mehr über meine Arbeit in der Schule erzählen, daher wird das in diesem Post eher weniger Platz finden. 




Cali liegt in einer bergigen und sehr grünen Umgebung. Auch von der Stadt aus lassen sich leicht Ausflüge ins Grüne unternehmen, zum Beispiel zum Rio Pance (dem Fluss den ihr sehen könnt). Hier tummelt sich am Wochenende ganz Cali im Wasser. Aber auch in der Stadt gibt es einige grüne Flecken, wie den Parque de Gato (Katzenpark), den ihr auf dem obrigen Foto sehen könnt. Auf ihre Katzen sind die Calinesen sehr stolz - daher wurde ihnen ein eigener Park gewidmet. Als Pendant gibt es auch den Parque de Perro - den Park des Hundes. Außerdem führen insgesamt sieben Flüsse durch Cali, die zwar kontaminiert und nicht sehr sauber sind, aber eine angenehme Atmosphäre in der Stadt schaffen.
Cali ist im Allgemeinen sehr warm und trocken. In den gesamten sieben Wochen hat es einmal über Nacht ein wenig geregnet und tagsüber hatten wir konstant über 30 Grad und Sonne, allerdings eine vergleichsweise geringe Luftfeuchtigkeit, was das Klima sehr angenehm macht. Soviel erstmal zu den geologischen Voraussetzungen.



  Cali liegt im Valle del Cauca, hier wird also sehr viel Zuckerrohr produziert. Und das macht sich auch im Essen bemerkbar. Das To-Go-Getränk ist eine Limonade, hergestellt aus purem Zuckerrohr. Die einzigen Gewürze die hier verwendet werden sind außerdem Zucker und Salz und Hühnerbrühe. Wie ihr euch denken könnt fühle ich mich also nicht sonderlich wohl mit dem Essen. In Wien habe ich auf Zucker fast komplett verzichtet, aber mittlerweile bin ich glaube ich wieder "zuckersüchtig", wie der Rest der Bevölkerung hier. Außerdem wird viel Fleisch (Pollo = Huhn und Cerdo = Schwein) verspeist und der Rest des Essens wird frittiert. Mein Alltag bestand also aus Reis und Ei und ganz viel Obst. Denn das Obst ist hier fantastisch! Ich habe einige neue Dinge kennengelernt, die es nur hier gibt und jeden Tag einen großen Obstsalat gefuttert. Diesen isst man hier übrigens mit "Käse". Der "Käse" ist aber kein Käse wie wir ihn kennen, sondern sehr süß und labbrig. Die Beschreibung passt übrigens auch auf das Brot. 
Ansonsten wird täglich Arepa gegessen - das sind Maisfladen, die hier vor allem gefrühstückt werden. Mit dem "Käse" schmecken sie tatsächlich in Ordnung.
Um die folgenden Bilder zu beschreiben: Die orangen Früchte heißen Chontaduro und die gibt es nur hier. Sie werden mit Salz und einer süßen, honigartigen Soße gegessen und schmecken ein wenig wie Marroni und Süßkartoffel in einem.
Ein Bild weiter unten findet ihr Cholado. Cholado ist ein Obstsalat mit Lechera (einer sehr gezuckerten Kondensmilch), Packeis und Sirup. 
Und im dritten Bild seht ihr Jugo de Lulo - einen Saft aus einer Frucht namens Lulo, die es ebenfalls nur hier gibt. Sie schmeckt ein wenig wie eine saure Kiwi, sieht aber aus wie eine Zitrusfrucht.


Da ich bisher vor allem die schönen Seiten Calis beschrieben habe, werde ich nun auf die Schattenseiten zu sprechen kommen. Cali ist sehr arm. Und durch die Situation in Venezuela leben auch zahlreiche Flüchtlinge auf den Straßen - nicht vergleichbar mit der Flüchtlingssituation in Europa, über die immer schön gejammert wird, Kolumbien hat weit größere Probleme mit Flüchtlingen. 
Eine sehr arme Stadt mit geringer Polizeipräsenz führt zu Kriminalität. Mir persönlich ist nichts passiert, aber ich habe von anderen gehört, die mit dem Messer angegriffen worden sind, beklaut wurden oder denen die Scheiben im Auto an einer Ampel eingeschlagen worden sind. Es gibt viele Personen die in den Öffis, auf den Straßen, vor den Häusern betteln. Und glaubt mir, diese Personen sind wirklich arm und besitzen nicht mal Schuhe. Und diese Situation ist präsent in der Stadt. Vielleicht nicht in den touristischen Vierteln, aber wo ich lebe und wo sich auch meine Schule befindet ist die Armut spürbar. Und als weiße, blonde, blauäugige "Extranjera" fällt man auf. Ich werde angestarrt, angesprochen, mir wird hinter her gepfiffen. Und im Hintergrund der Kriminalität und der Unsicherheit auf den Straßen ist das nicht angenehm. In der Dunkelheit verlasse ich mein Haus nur per Uber und auch tagsüber habe ich ein mulmiges Gefühl. 




Ich lebe hier übrigens in einer "Hostfamilie". Meine Familie besteht nur aus einem Mann und einer anderen Freiwilligen aus Mexico, aber beide sind mehr als nur freundlich und ich fühle mich echt wohl hier im Haus. Wir unternehmen am Wochenende viel gemeinsam und mein Host, Vladimir, gibt sich große Mühe, dass wir uns willkommen und wie zuhause fühlen. Auf dem folgenden Foto seht ihr mich und Ericka, meine mexikanische Mitbewohnerin. 




 Ich glaube, ihr konntet einen kleinen Einblick in mein Leben in Cali gewinnen und versteht ein wenig das Ambiente, das in der Stadt vorliegt. Alles in einem habe ich meine Zeit hier genossen. Im großen und ganzen muss ich allerdings sagen, dass Kolumbien einiges mehr zu bieten hat, als die Städte. Ich freue mich schon sehr auf die kommenden Wochen und all die verschiedenen Seiten Kolumbiens.

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