Samstag, 21. September 2019

4 Tage im Amazonas Ecuadors / SÜDAMERIKA #17


Hinter mir liegen vier Tage mitten im Amazonas, abseits der "Zivilisation". Ganz so heftig war es zwar nicht, immerhin habe ich in einer ziemlich luxuriösen Lodge gelebt und habe drei leckere Mahlzeiten am Tag bekommen, wir hatten ein Boot und Elektrizität. All dieser Luxus hat meine Jungle-Erfahrung aber nicht im geringsten gemindert.
Von Quito aus habe ich eine viertägige Tour in den Amazonas gebucht - auf eigene Faust ließe sich dieser Traum leider nur schwer realisieren. Ich habe mich in Kolumbien gegen eine Amazonas-Tour entschieden, da diese zwei Flüge beinhalten würde und ich meine Ökobilanz nicht noch tiefer in den Keller schrauben möchte. Von Quito aus trennte mich hingegen "nur" ein achtstündiger Nachtbus, ein weiterer dreistündiger Bus bis nach Cuyabeno und ein 2h Boottrip von den Tiefen des Amazonas. Bei so viel Komfort konnte ich nicht Nein sagen und so war ich kurzerhand auf dem Weg.





Obwohl ich am ersten Tag etwas tot von der langen Reise war, habe ich dennoch alle Eindrücke des Regenwaldes in mich aufgesogen. Im Grunde genommen ist der Amazonas ein Regenwald wie jeder andere. Was ihn besonders macht ist die Größe und die Artenvielfalt. Und die Fahrt auf dem Amazonas River - dem größten Flusssystem der Welt - war doch etwas besonderes. Bereits auf der ersten Bootsfahrt konnten wir verschiedene Vögel, wie den kleinen Kerl auf dem ersten Foto, sehen. Außerdem beeindruckend waren die Bäume, die sich so weit in den Flusslauf hineinragen, dass die Hälfte des Wurzelwerks in der Luft hängt, verzweifelt nach Sonne haschend. Der Baum selbst hat auch zahlreiche Mitbewohner - das sind 3 Farnpflanzen, 2 Sukkulenten, 5 Pilzsorten, 3 Schlingpflanzen und 6 Lianen. Dicht aneinandergedrängt sitzen sie auf/an/in den Ästen im Konkurrenzkampf um die Sonne. Und so geht das auf jeder Etage des Regenwaldes zu - in den Ästen, in den Baumgipfeln, unter den Farnwedeln, in der Erde. 
All die Eindrücke, die zirpenden Grillen, singenden Vögel und das Plätschern des Wassers haben uns auch abends auf dem Weg zur Laguna Grande begleitet - einem großen See. Von hier aus haben wir den Sonnenuntergang beobachtet und waren gemeinsam mit angenehmen Gesellen wie Piranhas, Kaimoren (eine Art Krokodil) und dem Fisch der sich in der Harnröhre festbeißt, schwimmen. 



Der nächste Tag startete mit Starkregen und einer Wanderung auf der Suche nach Krabbeltier und Ungeziefer, wie dieser Riesenameise auf dem Foto. In Gummistiefeln sind wir durch den Schlamm gestapft und haben Taranteln, Spinnen, Raupen, Schmetterlinge, Frösche und Lizards aufgestöbert. Ich bin an einer großen Liane wie Tarzan durch den Djungel gestapft und bin beim Durchstapfen des Sumpfes in ein Loch gefallen und über und über mit Schlamm bedeckt gewesen. Trotzdem hatte ich einen Heidenspaß. Manchmal müsst ihr auf den Fotos genauer hinsehen, um beispielsweise den kleinen Lizard zu entdecken. Alle Tiere sind Meister der Camouflage, nur die Schmetterlinge schmücken sich mit funkelnden Farben, der Rest ist eins mit der Umgebung.




Abends sind wir auch nochmal losgestapft, denn das ist der Zeitpunkt, zu dem der Regenwald tatsächlich erwacht. Wieder haben wir ziemlich viel Krabbelzeug gesehen, aber auch eine Babyboa. Irgendwie hat unser Guide die Tiere aus meterweiter Entfernung im Unterholz erspähen können.



Am zweiten Tag haben wir das Dorf einer indigenen Gemeinde kennengelernt. Die Frucht, die ihr auf dem Foto sehen könnt, ist Yuka. Yuka ist kartoffelartig, hat aber einen anderen Geschmack. Aus der Yuka haben wir leckeres Brot gemacht und gemeinsam mit frischem Zuckerrohr, Papaya, Babybananen und Reis gegessen. Nach dem Essen kam dann der Schamane in die Hütte gestapft, wie der Weihnachtsmann mit all seinen Sonderheiten. Anders als den Schamanen, den ich in Kolumbien kennengelernt habe, konnte ich diesen hier nicht ganz ernst nehmen. Ich glaube ziemlich viel ist Show, der Gute hat auch einen Eintrittspreis verlangt. Trotzdem will ich euch nicht vorenthalten, wie wir "geheilt" wurden. Mithilfe eines Tranks aus Lianensaft und irgendwelchen grünen Wedeln lokalisiert der Schamane die Ursache der negativen Energie. Wenn es sich um "westliche" Krankheiten wie Krebs handelt, verweist er seine Patienten dennoch in ein Krankenhaus. Alles andere wird mit einem Trank (Zuckerrohrschnaps) und Schlägen mit der Stachelpalme, sowie Tänzen und Gesängen geheilt. Zwei der Männer ließen sich mit der Stachelpalme heilen und hatten zwei Tage später noch Blasen davon auf dem Rücken. Ein Besuch beim Schamanen kann ich also nicht empfehlen.







Und dann ging unsere Zeit im Amazonas auch schon zuende. Am letzten Tag waren wir bereits früh gegen 5:30 an der Laguna Grande und haben das morgendliche Vogelgezwitscher genossen. Und auf dem Rückweg haben wir sogar noch zwei Anacondas gesehen!
In dem Amazonas River gibt es übrigens auch rosane Flussdelfine, von denen wir aber leider nur ab und an eine Rückenflosse gesehen haben.
Insgesamt also ein gelungener Trip. Das einzige, das mir ein ungutes Gefühl hinterlässt, ist das viele Benzin, dass bei den täglichen langen Boottouren ins Wasser gelangt. Ich hoffe, hier lässt sich noch eine nachhaltige Lösung finden. 




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